Städtisches Museum Braunschweig: Klangvolle Sonderausstellung „People and Pianos“

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© Beate Ziehres: Blick in die Ausstellungshalle im Städtischen Museum Braunschweig

In den ehrwürdigen Räumen des Städtischen Museums Braunschweig wandele ich auf den Spuren der lokalen Geschichte. Doch die aktuelle Sonderausstellung "People and Pianos. Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg" knüpft Verbindungen über die Stadtgrenzen hinaus – bis in die USA. Die Ausstellung verdeutlicht auch einen generellen Anspruch des Museums.

"In den ehrwürdigen Räumen des Städtischen Museums Braunschweig wandele ich auf den Spuren der lokalen Geschichte."

Doch die aktuelle Sonderausstellung "People and Pianos. Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg" knüpft Verbindungen über die Stadtgrenzen hinaus – bis in die USA. Die Ausstellung verdeutlicht auch einen generellen Anspruch des Museums, so Blogautorin Beate Ziehres. Sie hat mit den Macher:innen der Ausstellung gesprochen und berichtet in diesem Beitrag über ihre Eindrücke.




„Das Städtische Museum greift gerne und oft Impulse der Stadtgeschichte auf, um Brückenschläge zwischen Braunschweig und der ‚weiten Welt’ zu veranschaulichen“,

sagt Museumsdirektor Dr. Peter Joch. „People and Pianos“ ist also der Idealfall. Denn die Ausstellung thematisiert die beiden Klavierbaufirmen Grotrian-Steinweg in Braunschweig und Steinway & Sons mit Stammsitz in New York. Die Unternehmen verdanken ihre Entstehung dem gebürtigen Wolfshagener Heinrich Engelhard Steinweg. Seit 1865 haben sie jedoch keine Berührungspunkte mehr.

"People and Pianos. Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg" – Blick in die aktuelle Sonderausstellung

Mit Ausstellungskuratorin Dr. Antje Becker gehe ich durch die Sonderausstellung. „Das Anliegen der Ausstellung ist es, die Geschichte der beiden weltberühmten Klavierbauwerkstätten zu erzählen“, sagt sie zur Idee. Dabei geht es vor allem um die Menschen, die die Geschichte der Unternehmen geprägt haben. „Wir porträtieren die einzelnen Protagonisten in ihrem Wirken“, so Antje Becker.
 
Dies wird bereits beim ersten Exponat klar. Wir halten vor dem Tafelklavier „op. 1“ aus 1835 an. Hier klingen die Anfänge des Klavierbauunternehmens in Seesen besonders anschaulich. Das Tafelklavier ist das älteste erhaltene Musikinstrument aus Heinrich Engelhard Steinwegs Fertigung. Seinen ersten Flügel baute der Sohn eines Köhlers der Überlieferung zufolge in der Küche seines Wohnhauses in Seesen. Eine Kopie des sogenannten „Küchenflügels“ aus 1836 ist ebenfalls in der Braunschweiger Ausstellung zu sehen.


Dabei sollte der junge Heinrich Engelhard eigentlich beruflich in die Fußstapfen seines Vaters treten. Seit er zehn Jahre alt war, begleitete er den Vater in den Wald und erlernte das Köhlerhandwerk. An Schulbesuch war da nicht zu denken. Nach dem frühen Tod der Eltern trat Heinrich Engelhard zuerst in das Militär ein, später verdiente er sein Geld als Tischler.

Was im Haus am Löwenwall zu sehen ist

Die Ausstellung zeigt nicht nur rund 30 außergewöhnliche Musikinstrumente aus den beiden Häusern, sondern verfolgt auch die Bedeutung der Werkstätten für die Entwicklung des Tasteninstrumentenbaus.

Historische Dokumente, Fotografien und Gemälde sowie Medienstationen liefern weiterführende Informationen in Wort, Bild und Ton. Die Instrumente stammen aus Sammlungen in Braunschweig, Hamburg, Seesen, Blankenburg und Ruiselede (Belgien).
 
Zu den Highlights der Ausstellung zählt beispielsweise ein aufwändig gestalteter Grotrian-Steinweg-Flügel im „art case piano“-Design aus dem Jahr 1898. Mich persönlich hat neben diesem Exponat der Welte-Mignon-Reproduktionsflügel von Steinway & Sons besonders beeindruckt.  

Aus dem Harz in die neue Welt

Wohl weil es in Seesen viele Tischler gab, experimentierte Steinweg mit dem Instrumentenbau, um ein zweites Standbein zu schaffen. Doch auch der Bau und Verkauf von Klavieren und Flügeln brachte der Familie nicht die erwünschte finanzielle Sicherheit. Angesichts der wirtschaftlichen Verhältnisse bestiegen die Steinwegs das erste deutsche Dampfschiff, das auf Überseefahrt ging. In New York bezog die Familie ein Haus in Lower Manhattan, nahe bei zahlreichen Pianomanufakturen. Drei Jahre später gründete Heinrich Engelhard gemeinsam mit seinen Söhnen Karl, Heinrich und Wilhelm die Klavierbaufirma Steinway & Sons.
 
Währenddessen führte Sohn Theodor die Geschäfte seines Vaters in der Heimat zum Erfolg. Die Familie Grotrian wurde erst Teilhaber, 1865 verkaufte Theodor das Unternehmen an Wilhelm Grotrian und zwei seiner Mitarbeiter. Denn nach dem Tod zweier seiner Brüder wurde der technisch begabte Theodor dringend in den USA benötigt.

Umfangreiches musikalisches Begleitprogramm

Zur Ausstellung "People and Pianos. Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg" bietet das Städtische Museum Braunschweig ein umfangreiches Begleitprogramm an. Dazu zählen öffentliche Führungen, Vorträge und die „Mittagspause im Museum“ jeweils am ersten Mittwoch im Monat um 12.30 Uhr. Bei Kaffee und Kuchen wird hier beispielsweise am 2. April der Welte-Mignon-Reproduktionsflügel aus 1925 vorgeführt.

Einzelne Ausstellungsexponate und besondere Instrumente stehen im Mittelpunkt verschiedener Konzerte. So beispielsweise:

  • Sonntag, 9. März, 17 Uhr: Hans-Heinrich Schalkowski präsentiert den „Steinway Spirio | r“, einen Flügel mit integriertem Selbstspielsystem. Hier erleben die Konzertbesucher berühmte Pianisten wie Lang Lang, Vladimir Horowitz und Anton Rubinstein. Zur Veranstaltung.
  • Freitag, 21. März, 19 Uhr: „Sounding Objects: Klaviere aus der Ausstellung im Konzert“ – Lucas Blondeel, Pianist und Spezialist für historische Tasteninstrumente, stellt drei ausgewählte Objekte aus der Sonderausstellung vor. Zur Veranstaltung.
 
Daneben gibt es eigens für Kinder ein Konzert, Puppentheater mit Klaviermusik und Workshops.
 
Weitere Informationen unter: www.braunschweig.de


Vorfreude: weitere Sonderausstellungen in 2025

Dr. Andreas Büttner, Kurator für angewandte und bildende Kunst, kündigt für das Jahr 2025 weitere Sonderausstellungen an: Bereits ab 14. März besteht im Haus am Löwenwall die Möglichkeit, eine fast vergessene Kunstsammlung neu zu entdecken: die Sammlung Straßner der Technischen Universität Braunschweig. Die Ausstellung trägt den Titel „Ausgehoben! Realismen von Aristide Maillol bis Gruppe ZEBRA“. Diese Ausstellung ist bis zum 8. Juni zu sehen.

Von 1. Juli bis 5. Oktober heißt es im Haus am Löwenwall schließlich: „Paul Eliasberg: Verzauberte Räume“. Der Grafiker zählt zu den bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts.


Eröffnung Anfang 2026: „Mit eigener Stimme: 75 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland“

Über die nächste große Ausstellung vom Format der Ausstellung „People and Pianos“ berichtet Museumsdirektor Dr. Peter Joch. Gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden entwickelt das Städtische Museum als Kooperationspartner des Zentralrats die Ausstellung „Mit eigener Stimme: 75 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland“. „Die Ausstellung wird beispielsweise zeigen, wie sich die Gesellschaft der jüdischen Gemeinden an der Demokratisierung Deutschlands beteiligt hat und welche Vorbildrolle sie eingenommen hat. Gleichzeitig wird sie sich mit der Gegenwart jüdischen Lebens in Deutschland beschäftigen“, so Dr. Joch.

Die Präsentation wird als Wanderausstellung konzipiert und später auch in anderen großen Städten zu sehen sein. Die Eröffnung in Braunschweig ist für Anfang des Jahres 2026 vorgesehen.


Über das Städtische Museum Braunschweig

Das Städtische Museum Braunschweig präsentiert an zwei Standorten umfassend die Kunst- und Kulturgeschichte Braunschweigs und des Braunschweiger Landes. In der wohl eine halbe Million Objekte umfassenden Sammlung befinden sich beispielsweise Perlarbeiten, Fürstenberger Porzellan, Braunschweiger Fayencen und eine Münzsammlung.

Das „Stadtgedächtnis“, wie Andreas Büttner es nennt, ist im Haupthaus am Löwenwall verortet. In den 1980er-Jahren wurden Keller und Erdgeschoss des Altstadtrathauses ebenfalls Teil des Städtischen Museums. Im Tiefgeschoss kann seitdem die Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zum 2. Weltkrieg nachvollzogen werden. Die Dauerausstellung in der Gaußhalle thematisiert hingegen die Industriegeschichte nach 1945.
 
Im Haupthaus am Löwenwall ist die Kulturgeschichte zuhause, darunter eine Designsammlung, die Musikinstrumentensammlung, Kunstgewerbe und bildende Kunst wie Malerei und Skulptur.

Kontakt und weitere Infos

Sonderausstellung "People and Pianos. Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg"
Laufzeit: 28. Januar bis 27. April 2025


Städtisches Museum Braunschweig
Haus am Löwenwall
Steintorwall 14
38100 Braunschweig
Telefon 0531-4704521
Mail: staedtisches.museum@braunschweig.de
www.braunschweig.de/museum
 
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr

Alle Fotos: Beate Ziehres für Freizeitregion Braunschweiger Land / zeitORTE

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Beate Ziehres
20. Februar 2025

In den ehrwürdigen Räumen des Städtischen Museums Braunschweig wandele ich auf den Spuren der lokalen Geschichte. Doch die aktuelle Sonderausstellung "People and Pianos. Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg" knüpft Verbindungen über die Stadtgrenzen hinaus – bis in die USA. Die Ausstellung verdeutlicht auch einen generellen Anspruch des Museums.


Mein Tipp

Zur Sonderausstellung wird ein abwechslungsreiches Begleitprogramm geboten. All das und mehr erfährst du auch in der Broschüre zur Ausstellung (pdf).

Fazit

Die Sonderausstellung "People and Pianos. Steinway & Sons | Grotrian-Steinweg" mit rund 30 Musikinstrumenten, historischen Dokumenten, Fotografien und Gemälden über die beiden weltberühmten Klavierbauwerkstätten und Menschen, die die Geschichte des Klavierbaus geprägt haben, wird dich begeistern.

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